Benedictas Einsatz in Kambodscha
Nach meiner Matura 2019 habe ich als Jesuit Volunteer sieben Monate in der Provinz Pursat, in Kambodscha verbracht. Geplant war gewesen, ein ganzes Jahr dort zu verbringen, aber da hat mir wie so vielen die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Trotzdem habe ich in diesen sieben Monaten so viel erleben dürfen, dass ich die Zeit nicht missen möchte.
Vor meiner Zeit in Kambodscha wusste ich wenig über dieses Land: Angkor Wat kannte ich von Bildern, von den Roten Khmer hatte ich schon mal gehört. Alles in allem hatte ich aber eine nur sehr ungefähre Vorstellung davon, was mich erwarten würde.
Hin und wieder war ich in der Jesuitenmission in der Hauptstadt Phnom Penh, die meiste Zeit habe ich allerdings in einem kleinen Dorf, Keo Mony verbracht. Dort war das Projekt angesiedelt, in dem ich gelebt und gearbeitet habe: CROAP. Das steht für Center of Research on Optimal Agricultural Practices und auf Khmer, der Sprache der Kambodschaner:innen, bedeutet das Wort „Samen“. Ein Fokus des Projekts lag also auf der Landwirtschaft, insbesondere auf dem Reisanbau. Der Großteil der kambodschanischen Bevölkerung sind Landwirt:innen und in CROAP konnten sie Teil von Selbsthilfegruppen sein. System of Rice Intensification, eine nachhaltige Anbaumethode, wurde praktiziert und auf einer Demonstration Farm wurden neue Dinge ausprobiert.
Doch das war nur ein Teil des Projekts: zudem gab es noch einen Montessori-Kindergarten und eine Montessori-Nachmittagsbetreuung und eine Womens-Group. Deren Teilnehmerinnen wurden ausgebildet, um in dem damals entstehenden Café auf der Demonstration Farm arbeiten zu können. Es war also ganz schön viel los und ich hatte das Glück, mir ziemlich frei selbst einteilen zu können, wann ich wo viel arbeiten wollte. So half ich ein bisschen im Kindergarten mit, habe hin und wieder Englisch- oder Computerunterricht gegeben und auf den Farmen der Womens-Group beim Reispflanzen und -ernten geholfen. Gewohnt habe ich direkt im Projekt mit ein paar Kambodschanerinnen, die auch dort arbeiteten.
Aus Mitbewohnerinnen wurden mit der Zeit richtig gute Freundinnen und auch die anderen Menschen im Projekt habe ich schnell ins Herz geschlossen. Es wurde gemeinsam gegessen und abends häufig getanzt und Karaoke gesungen. Ich durfte die Khmer als herzliche und offene Menschen kennenlernen und der plötzliche Abschied viel mir sehr schwer. Kambodscha ist ein spannendes und schönes Land mit einer harten Geschichte. Der Kolonialismus durch die Franzosen, aber auch die Gräueltaten der Roten Khmer haben Spuren hinterlassen. Letztere liegen erst wenige Jahrzehnte zurück. Mit den Menschen über das Geschehene zu sprechen, Museen und Tempel zu besuchen und verschiedene Gegenden des Landes zu bereisen haben maßgeblich dazu beigetragen Kambodscha kennen- und lieben zu lernen. Sich auf Land und Leute einzulassen, die eigenen Vorstellungen zu hinterfragen und offen dafür sein, sich berühren zu lassen kann ich jeder und jedem nur empfehlen.